Allgemeine Empfehlungen

AKTIVE IMMUNISIERUNG
Anregung eigener Antikörperproduktion
Schutzbeginn nach einigen Wochen, Schutzdauer zumeist lange (Jahre), aufbauende
Prophylaxe (z.B. Tetanus, Polio, Masern etc.)

PASSIVE IMMUNISIERUNG

Applikation präformierter Antikörper, homolog oder heterolog, diaplazentar, Sofortschutz
nach Exposition (z.B. Tetanus, Tollwut, Diphtherie)
Schutzdauer limitiert durch Abbau der AK

AKTIV/PASSIVE IMMUNISIERUNG

Simultanapplikation von Antikörperpräparat und Impfstoff, verbindet Vorteile der aktiven 
und der passiven Immunisierung (z.B. Tetanus-simultan, Tollwut-simultan)

LEBENDVAKZINEN
attenuierter Erreger: Immunogenität erhalten, Pathogenität vermindert 
(wird erreicht durch Fremdwirtpassagen, Gewebekultur, Gentechnologie)
Bakteriell: (Bacillus Calmette-Guérin (BCG), Typhus (Ty 21a), Cholera (CVD103HgR)
Viral: Masern, Mumps, Röteln, Gelbfieber, Varicellen

TOTVAKZINEN
TOTVAKZINEN/GANZZELLVAKZINEN
Bakteriell: Pertussis (Ganzkeim), Viral (meist adjuviert:AlOH3), Polio „Salk“, FSME, 
Grippe, Tollwut, Hepatitis A, Encephalitis japonica

TOTVAKZINEN/TOXOIDIMPFSTOFFE

Formalinbehandelte, adsorbierte Toxine=TOXOIDE (TETANUS, DIPHTHERIE)

TOTVAKZINEN/SUBUNITIMPFSTOFFE
Bakteriell: Meningokokken (Polysaccharide), Pneumokokken (Polysaccharide),
 Haemophilus influenzae Typ b (konjugierte Polysaccharide), Typhus (ViPS), Pertussis (Pertactin, Pertussistoxin und fil. Hämagglutinin)
Viral (adsorbiert): Influenza, Hepatitis B

Man darf impfen, wenn

  • der Patient einen banalen viralen Infekt hat (z.B.Schnupfen),
  • leichtes Fieber hat
 (unter 38 Grad) und
  • bei fast allen chronischen Krankheiten wie z.B. Diabetes, stabiles 
Rheuma; nach Operationen („Höhleneingriffen“) im 14-Tage Abstand,
  • nach Zahnbehandlungen.

Man darf nicht impfen, 
wenn

  • der Patient hohes Fieber (über 38 Grad) hat,
  • der Patient eine schwere Entzündung allgemeiner Natur hat (z.B. Schub einer rheumatischen
Erkrankung),
  • der Patient eine nicht genau abgeklärte Erkrankung des Immunsystems hat (wenn die 
Diagnose dann feststeht, wird eine Impfung in den meisten Fällen möglich sein!)
,
  • der Patient eine schwere Störung des blutbildenden/immunologischen Systems hat,
  • oder der Patient Medikamente nimmt, bei denen Impfungen kontraindiziert sind. (z. B. Kortison -
aber auch hier kommt es auf die Menge an: bis ca 10mg Prednisolonäquivalent ist nicht
 mit einer deutlichen Wirkung auf Impfungen zu rechnen!)

INJEKTIONSSTELLE FÜR IMPFUNGEN
Erwachsene : REGIO DELTOIDEA (Oberarm)
Kinder: M. VASTUS LATERALIS (Oberschenkel)
(Begründung: Impferfolg!)

IMPFUNGEN IN DER SCHWANGERSCHAFT
Prinzipiell sollten die empfohlenen Impfungen bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft durchgeführt werden („Prepare for pregnancy“). Besonders gilt dies für die Abklärung einer Immunität hinsichtlich Masern-Mumps-Röteln und Varicellen. Fehlende Impfungen müssen so bald als möglich durchgeführt werden. Eine Influenzaimpfung (im 3. Trimenon) wird für alle Schwangeren empfohlen, wenn die Geburt in die Influenza-Saison fällt. Totimpfstoffe, Toxoide können während der Schwangerschaft angewendet werden, sofern gut verträglich. Attenuierte Lebend-Impfstoffe sollen während der Schwangerschaft nicht vorsätzlich angewendet werden (Begründung: traditionell, Fieber etwas häufiger) aber: KEIN TERATOGENES RISIKO!! Auch bei einer versehentlichen Rötelnimpfung in der Schwangerschaft wurde bisher keine Rötelnembryopathie beobachtet.

STILLEN
In der Stillperiode sind alle Impfungen möglich – hinsichtlich der Varicellen-Impfung liegen allerdings noch keine Erfahrungen vor.

IMPFUNGEN/IMPFREAKTION


Ist die Erkrankung im Hinblick auf die aufgetretenen Symptome überhaupt „passend“
 zu der verabreichten Impfung? Ist das Intervall zwischen Impfung und Beginn der fraglichen
Komplikation schlüssig? Sind andere Krankheiten, die in der Symptomatik ähnlich verlaufen
 könnten, mit Sicherheit ausgeschlossen?

Ausrüstung zur Behandlung einer Überempfindlichkeitsreaktion (Kortikosteroide z.B. Solu-Dacortin® 250mg od. 1g Trockenstechampulle, 1(-3)g i.v.; Volumensubstitution i.v.; Antihistaminika z.B. Dibondrin® Ampullen, 1 Amp i.v. od. i.m.; Betamimmetika z.B. Sultanol Amp.Dosieraerosol® zur Inhalation) sollten verfügbar sein. Impflinge sollten für 15 bis 20 Minuten bezüglich allergischer Reaktionen beobachtet werden. Für die einzelnen Impfstoffe ist diesbezüglich auch der Inhalt der Fachinformation zu beachten.
 Bei bekannter Allergie (Patienten mit vorangegangenen anaphylaktischen oder anderen allergischen Reaktionen gegen Inhaltsstoffe eines Impfstoffes) sollte ein individuell abgestimmtes Vorgehen erfolgen.

AUFKLÄRUNGSPFLICHT, DOKUMENTATIONSPFLICHT des impfenden Arztes !!!